eIDAS Ökosystem
Lissi

Digitale Identität und Vertrauen: Europas Antwort auf die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts

Adrian Doerk
Adoption Executive
January 9, 2025
Adrian Doerk, Mitgründer von Lissi, erläutert, warum die Arbeit an der digitalen Identität entscheidend ist, um das Vertrauen in die digitale Welt wiederherzustellen, das Wirtschaftswachstum zu fördern und eine sichere Grundlage für grenzüberschreitende Interaktionen in Europa zu schaffen.

Wenn die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen, leidet das Vertrauen als Erstes. Wann hattest du das letzte Mal Schwierigkeiten, Informationen im Internet zu vertrauen?

Kennst du Miquela? Eine 21-jährige Frau aus Los Angeles. Sie liebt es, europäische Städte wie Barcelona zu bereisen und arbeitet mit internationalen Marken zusammen. Sie war sogar die Hauptfigur in einem Werbevideo von BMW mit dem Slogan „Make it real“, in dem ein Elektroauto beworben wurde. Mit 2,4 Millionen Followern auf Instagram ist Miquela ein fester Bestandteil des Alltags vieler Menschen – insbesondere der jüngeren Generation.

Der Haken? Du hast es wahrscheinlich schon erraten. Sie ist kein Mensch. Sie ist nicht real. Aber ihre Botschaft sowie die Emotionen und Wünsche, die sie auslöst, sind es.

Beim Scrollen durch soziale Medien frage ich mich immer öfter: „Ist das überhaupt echt?“ Ich bin zunehmend unfähig, zuverlässig Realität von Fiktion zu unterscheiden. Und das geht nicht nur mir so – auch du, deine Eltern, Freunde oder deren Kindern stehen vor der gleichen Herausforderung. 

Künstlich erstellte Inhalte haben unsere Welt in einem Tempo durchdrungen, mit dem die Gesellschaft nicht Schritt halten kann. Und das betrifft nicht nur Bilder oder Fehlinformationen. Beispielsweise nutzen Telekommunikationsunternehmen wie O2 KI-gestützte „Großmütter“, um menschliche Betrüger zu beschäftigen. Stelle dir vor, welche künstlichen Systeme böswillige Akteure bereits entwickeln könnten.

Das Vertrauen in die digitale Welt steht an einem kritischen Punkt. Laut einer Umfrage von Statista aus dem Jahr 2022 gaben nur 12 % der Befragten in den 27 EU-Mitgliedsstaaten an, dass sie sehr sicher seien, Desinformation erkennen zu können. Ein Mangel an Vertrauen in Informationen oder Interaktionen führt oft zu abgebrochenen Prozessen – oder schlimmer noch – zu finanziellem Betrug. Ohne Vertrauen ziehen sich Menschen aus Transaktionen zurück, was uns Milliarden Euro an potenziell wirtschaftlichen Mehrwert kostet.

Die Schaffung eines soliden Rahmens für eine digitale Identität ist der notwendige erste Schritt, um diese Probleme anzugehen. Sobald wir verifizieren können, mit wem wir interagieren, können wir entscheiden, ob wir den präsentierten Informationen vertrauen. Das gilt gleichermaßen für Bürger und Organisationen.

Identität ist die letzte Festung der Souveränität. Einige Regierungen haben diese bereits verloren, indem sie die Kontrolle über die digitale Identität ihrer Bürger an große Technologieunternehmen abgegeben haben, ohne eine staatliche Alternative anzubieten.

Zum Glück hat die Europäische Union die richtige Entscheidung getroffen, indem sie durch die eIDAS-Verordnung einen regulatorischen Rahmen für digitale Identität geschaffen hat. Bis Ende 2026 müssen alle EU-Mitgliedstaaten ihren Bürgern eine Wallet für digitale Identitäten und eine digitale Version ihrer Identität zur Verfügung stellen. Bis 2027 werden Organisationen wie Banken, Telekommunikationsanbieter und öffentliche Institutionen verpflichtet sein, alle europäischen Identitäts-Wallets zu akzeptieren.

Diese Wallets ermöglichen Bürgern den Zugriff auf digitale Dienstleistungen in einer vertrauenswürdigen Umgebung. Sie unterstützen Identifikation, Authentifizierung (Login), digitale Signaturen, Nachweise (z. B. Führerscheine) und Freigaben bzw. Genehmigungen (z. B. Zahlungen) sowie weitere Funktionen. Sie sind ein entscheidender Schritt zur Förderung der Teilnahme an unserer digitalen Wirtschaft und stärken ein vereintes Europa, indem sie grenzüberschreitende Interaktionen erleichtern.

Die EU Wallets werden kein Allzweck-Heilmittel sein, um alle in diesem Artikel angesprochenen Probleme zu lösen. Sie werden zwangsläufig neue Herausforderungen im Bereich Sicherheit und Datenschutz mit sich bringen, die transparent angegangen werden müssen. Doch wir können es uns nicht leisten, weiter zu zögern. Die Infrastruktur, die wir heute aufbauen, wird eine Grundlage für kommende Generationen sein – eine Grundlage für eine starke demokratische Gesellschaft, in der Bürger mit Vertrauen und Sicherheit an bedeutungsvollen Interaktionen über europäische Grenzen hinaus teilnehmen können.

Es liegt jetzt in unserer Verantwortung, sicherzustellen, dass dieses System das richtige Gleichgewicht zwischen dem Schutz des Einzelnen und der bestmöglichen Benutzererfahrung bietet. Das Jahr 2025 wird entscheidend sein, um praktische Implementierungen voranzutreiben und realistische Erfahrungen in Anwendungsfällen wie Kontoeröffnungen, mobilen Führerscheinen oder kommunalen Dienstleistungen zu sammeln.

Bei Lissi stehen wir an der Spitze der Entwicklung von Standards und Komponenten, die dem europäischen Vertrauensökosystem zugrunde liegen. Wir ermöglichen es großen, regulierten Organisationen wie Banken, Anwendungsfälle mit EUDI-Wallets nahtlos zu integrieren.

Werde Teil der Lösung, um eine vertrauensvolle Zukunft für Europa zu schaffen. Teste unsere Demo, um zu verstehen, wie Vertrauen digitale Interaktionen verändern kann, oder helfe  uns, Veränderungen voranzutreiben, indem du Teil unseres Team wirst.